Der Arbeitskreis besuchte die Projektgruppe im Rahmen seiner zweitägigen »Sommerreise«, bei der sich die Parlamentarier vor Ort über Institutionen und Unternehmen informieren, die im Umweltbereich aktiv sind. In diesem Jahr sind dies vor allem Forschungsinstitute, die mit ihrer Arbeit einen Beitrag zu einer nachhaltigen Gesellschaft leisten. Begrüßt wurde der Arbeitskreis von den Geschäftsbereichsleitern »Wertstoffkreisläufe« und »Substitution«, Dr. Carsten Gellermann und Dr. Roland Gauß.
Die Themen Ressourceneffizienz und Wertstoffkreisläufe sind für den Arbeitskreis für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz von großer Bedeutung und deshalb war das Interesse an der Arbeit der Fraunhofer Projektgruppe IWKS besonders groß. Die Projektgruppe erforscht gemeinsam mit Industriepartnern vor allem auch aus der Metropolregion Rhein-Main innovative Trenn-, Sortier-, Aufbereitungs- und Substitutionsmöglichkeiten und entwickelt Strategien für einen nachhaltigen Umgang mit kostbaren Ressourcen. Der umweltpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion und Vorsitzende des Arbeitskreises, Peter Stephan, unterstrich den großen Stellenwert, den diese Bereiche für den Arbeitskreis haben: »Ein nachhaltiger und effizienter Umgang mit unseren Rohstoffen ist für unsere Koalition ein zentrales Thema. Gerade weil wir noch immer zu viele Roh- und Wertstoffe verbrauchen, ist die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich von hoher Bedeutung.« Er betonte zugleich die Vorreiterrolle, die die Fraunhofer-Projektgruppe IWKS auf diesem Gebiet hat. »Die Projektgruppe IWKS leistet hierfür sehr wichtige und grenzüberschreitend wertvolle Arbeit. Wir sind stolz, ein solches Forschungsinstitut in Hessen zu beheimaten – deshalb wollen wir uns vor Ort über die Arbeit informieren und einen Blick in die Zukunft der Wertstoffeffizienz werfen.«
Aus dem Bereich Biowerkstoffe und Lebensmittel wurden den Landtagsabgeordneten zwei innovative Projekte vorgestellt. Gemeinsam mit Professor Steffens vom Institut für Pflanzenernährung der Universität Gießen entwickelte die Projektgruppe zuletzt eine ligninbasierte Umhüllung für Düngemittel, die jetzt in Kooperation mit Industriepartnern erprobt und auf die jeweiligen Anforderungen zugeschnitten wird. Die Hülle ermöglicht eine kontrollierte Abgabe von Nährstoffen, die sonst verloren gehen würden. Das hierfür von der Projektgruppe entwickelte wasserbasierte Verfahren ist effizient und einfach anzuwenden. Lignin ist ein Nebenprodukt in der Zellstoffindustrie und in Bioraffinerien und wird ressourcenschonend weiterverarbeitet, was zu einer nachhaltigen Wertschöpfung beiträgt. Auch im Bereich Weiterverwendung von Naturfasern, die als Abfallprodukte bei der Lebensmittelproduktion anfallen, erarbeitet die Fraunhofer-Projektgruppe in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern aus der verarbeitenden Industrie innovative Verfahren und Produkte. Faserreiche Nebenprodukte wie zum Beispiel Schalen oder Blattreste werden effizient aufge- und in Kunststoffgranulaten verarbeitet. Das einstige Abfallprodukt wird so wertschöpfend neu eingesetzt.
Magnetische Materialien sind Schlüsselwerkstoffe für die Energiewende, das wurde den Abgeordneten bei diesem Besuch deutlich. Die Energiewende ist also auch eine Materialwende, was wiederum zu neuen Herausforderungen führt. Dauermagnete aus Seltenen Erden mit hohen Energiedichten sind zum Beispiel essentiell für die neueste Generation von Offshore-Windkraftanlagen und für Hybridfahrzeuge. Durch den verstärkten Einsatz von Solar- und Windenergie und mit dem Durchbruch der Elektromobilität ergibt sich für Deutschland eine verstärkte Abhängigkeit von Technologiemetallen, die zum Teil in ihrer Verfügbarkeit sehr kritisch sind. Im Auftrag von Industrie und Gesellschaft erarbeitet die Projektgruppe in Form von Forschungsprojekten Lösungen für diese Problematik. Hierbei werden alternative Magnetmaterialien und Verfahren zur Rückgewinnung von Seltenen Erden entwickelt sowie Studien zur Rohstoffverfügbarkeit und -kritikalität erstellt.
Bei der anschließenden Führung durch die Bio-, Chemie- und Metallurgie-Labore konnten sich die Parlamentarier einen lebendigen Eindruck über die komplexen Forschungszusammenhänge, an denen die Wissenschaftler am Standpunkt Hanau arbeiten, verschaffen. Im Fokus des Hanauer Standorts stehen Forschungen zum Recycling und zur Substitution seltener Rohstoffe und kritischer Metalle in Energiematerialien, magnetischen Materialien und in Beleuchtungssystemen. Ein Forschungsschwerpunkt ist das Bioleaching – ein Verfahren, bei dem man mit Hilfe von Mikroorganismen Schwermetalle wie zum Beispiel Kupfer, Zink oder Cobalt aus Erzen gewinnen kann. Diese Form der Extraktion wird in Hanau zum Beispiel für die Gewinnung von Seltenerdmetallen aus Altmagneten eingesetzt. Im Bio-Labor wurde den Abgeordneten Geräte gezeigt, die für die Kultivierung von diesen Mikroorganismen notwendig sind.