Erste Internationale Konferenz zur Ressourcenchemie erfolgreich abgeschlossen
Vom 8. bis 9. März 2021 fand zum ersten Mal die Internationale Ressourcenchemie-Konferenz des Fraunhofer IWKS statt. Aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie setzten die Veranstalter auf ein rein digitales Format. Mit Erfolg: Über 180 Teilnehmende konnten in der Spitze gezählt werden. Als internationale Konferenz konnte sich das Publikum über 26 Fachvorträge von einigen der renommiertesten Expertinnen und Experten auf ihrem Gebiet freuen, darunter John C. Warner, der als Mitbegründer der „Green Chemistry“ gilt.
Dass das Thema Ressourcenchemie den Nerv der Zeit trifft, zeigten nicht nur die hohen Teilnehmendenzahlen, sondern auch die regen Fragerunden mit den Vortragenden. Insbesondere interessierte die Zuhörerschaft Themen rund um Kreislaufführung, Kritikalität, Recycling sowie Substitution kritischer Materialien und Elemente in den jeweiligen Anwendungsbereichen – von Magneten, über Batteriesysteme bis hin zu Anwendungen und Speicherung von Wasserstoff.
Podiumsdiskussion zeigte Herausforderungen und Chancen der Circular Economy
Ein besonderes Highlight setzte die Podiumsdiskussion am Ende des ersten Konferenztages. Dr. Matthias Buchert vom Öko-Institut, Prof. Dr. Michael Braungart von der Leuphana Universität Lüneburg, Dr. Christian Hagelüken von Umicore sowie Dr.-Ing. Manfred Renner von Fraunhofer UMSICHT diskutierten mit den beiden Moderatoren Prof. Dr. Anke Weidenkaff, Fraunhofer IWKS, sowie Prof. Dr. Armin Reller, Emeritus der Universität Augsburg, über den Weg zur Circular Economy. Die Teilnehmenden nahmen dabei durchaus kontroverse Positionen zur Rolle der Regulierung und Wirtschaftlichkeit gegenüber der Selbstverpflichtung und des Engagements der Industrie ein. Michael Braungart plädierte dafür, dass sich vor allem die Einstellung der Unternehmen und der Bevölkerung ändern müsse: So solle man nicht mehr von Zero Waste sprechen, sondern dass alles als Nährstoff gesehen werden müsse. Anstelle eines Abfallmanagements stünde dann ein Nutrition Management. Herausforderungen auf dem Weg vom linearen zum Kreislaufmanagement sieht Manfred Renner vor allem noch bei den dafür nötigen Investitionen. Hier sei, ergänzte Christian Hagelüken, für die Industrie auch eine Absicherung durch adäquate Gesetzgebung als Klärung der Rahmenbedingungen wichtig. Matthias Buchert mahnte darüber hinaus an, dass neue Geschäftsmodelle und ein neues Produktdesign nötig seien – dennoch müsse man sich auch mit den jetzt schon in der Technosphäre befindlichen Materialien und deren Kreislaufführung beschäftigen. Am Ende fasste Prof. Reller die Rolle der Chemie für eine nachhaltige Zukunft auf den Punkt zusammen: »Die Chemie hilft uns, den Stoffwechsel von Materialien, Materie und Energie zu enthüllen. Die Nutzung von Materialien hat ihren Preis. Auch die sozioökonomischen Randbedingungen müssen berücksichtigt werden. Jede stoffliche Lösung sollte dennoch eine tragfähige Zukunft garantieren.«
Interdisziplinarität gelebt
Der interdisziplinäre Ansatz der Konferenz zeigte sich auch in den unterschiedlichen Inhalten der Sessions von Urban Mining und Recycling, über kritische Rohstoffe, Substitutionsdesign von Funktionswerkstoffen und kritischen Metallen, Circular Economy, polymerbasierte und erneuerbare organische Stoffe, bis hin zu Green ICT und grünen Materialien für die Wasserstoffwirtschaft. Ebenso interdisziplinär zeigten sich die rund 35 Postereinreichungen, die innerhalb eines Kurz-Pitches während der Konferenz live vorgestellt wurden. Eine Jury bestehend aus dem wissenschaftlichen Komitee der Konferenz sowie zwei Vertretern von Wiley kürten die drei besten Poster. Dabei konnte sich Julia Kröger für den ersten Platz mit ihrem Poster zu »Multifunctional & sustainable 2D carbon nitrides for green hydrogen production and direct solar energy storage« durchsetzen. Philipp Komissinskiy belegte Platz zwei mit seinem Poster »Highly conducting oxides as substitution for transparent conducting materials and metal electrodes in microelectronic devices«, während der dritte Platz an Franziska Jach mit ihrem Poster »A low-cost Al-graphite battery with urea and acetamide-based electrolytes« vergeben wurde.
Bei der digitalen Preisverleihung von oben links nach unten rechts: Julia Kröger, Max-Planck-Institute for Solid State Research, Philipp Komissinskiy, TU Darmstadt, Franziska Jach, TU Dresden sowie Greta Heydenrych und Kira Welter (beide Wiley). © Fraunhofer IWKS
»Herzlichen Glückwunsch an die Gewinnerinnen und Gewinner unserer Poster-Ausschreibung. Es war wirklich nicht leicht, unter der Fülle der exzellenten Einreichungen eine Auswahl zu treffen – an dieser Stelle auch noch einmal herzlichen Dank an alle Teilnehmenden der Postersession. Ein großes Dankeschön geht natürlich auch an alle Mitwirkenden des Komitees, an die Session Chairs sowie an die Sponsoren, ohne die wir diese Konferenz nicht ins Leben rufen hätten können«, freut sich Prof. Dr. Anke Weidenkaff, Conference Chair der ICRC und Leiterin des Fraunhofer IWKS.
»Die Konferenz hat bewiesen, dass die Ressourceneffizienz und die Verknüpfung von Grundlagenforschung mit angewandter Forschung und der Expertise aus der Industrie ein Eckpfeiler ist, um die Herausforderungen einer effizienten Kreislaufwirtschaft zu bewältigen. Gerade im Bereich Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz spielen Prozesse und Technologien eine entscheidende Rolle. Nur, wenn wir alle zusammenarbeiten, gelingt es uns, eine Welt ohne Abfallbelastungen wirklich Realität werden zu lassen. Und die Zeit läuft«, resümiert Weidenkaff.
Anknüpfend an die Konferenz fand am 10. März 2021 ein DFG-Schwerpunktprogramm „Resource Chemistry – Sustainable Cycles for Materials (SuCyMat)“ statt. Darin wurden die in der Konferenz diskutierten Ansätze noch einmal vertieft und erste Projekte im Bereich theorie- und nachhaltigkeitsbasiertes Materialdesign, ressourcen- und energieeffiziente Materialherstellung und -nutzung sowie das Schließen von Kreisläufen durch innovative Materialrecyclingprozesse auf den Weg gebracht.