Prof. Dr. Liselotte Schebek

Wie kann die Ressourceneffizienz der Kreislaufwirtschaft bewertet werden?

Die Steigerung der Ressourceneffizienz ist ein wesentliches Ziel der Circular Economy (CE) sowie anderer Politiken zur nachhaltigen Entwicklung. Als gemeinsame Grundlage der europäischen Nachhaltigkeitspolitik wurde der Begriff der Ressourcen als "natürliche Ressourcen" definiert, der Rohstoffe und Energieressourcen, Umweltmedien, biologische Vielfalt und andere Ökosystemressourcen umfasst. Somit ist der Begriff der natürlichen Ressourcen ein umfassender Rahmen, der sowohl die Gewinnung von Materialien als auch die Tragfähigkeit der Natur einschließt. Folglich können die Ziele der Kreislaufwirtschaft nicht ausschließlich durch deskriptive Kreislaufindikatoren gemessen werden, sondern erfordern die Bewertung der Materialflüsse und ihrer Auswirkungen auf die natürliche Umwelt.


Life Cycle Assessment (LCA) und Materialflussanalyse (MFA) sind beides Methoden zur Untersuchung von Material- oder Stoffflüssen zwischen der natürlichen Umwelt und der Technosphäre, d.h. sie bewerten die Gewinnung von Rohstoffen und die Emissionen in die Umwelt. Beide Methoden umfassen einen Modellierungsansatz, der auf einem tiefgreifenden Verständnis der Technosphäre und der treibenden Kräfte für die Materialflüsse basiert. LCA und MFA haben jedoch unterschiedliche Perspektiven auf die Flüsse und Systeme innerhalb der Technosphäre, die mit Unterschieden hinsichtlich der Systemgrenzen und der Methodik einhergehen. Der Vortrag skizziert die generische Methodik von LCA und MFA, mit besonderem Fokus auf die spezifischen Forschungsfragen jeder Methodik, die eine komplementäre Sichtweise auf Materialflüsse ermöglichen. Für die umfassende Untersuchung von CE können beide Methoden in einem kombinierten Ansatz angewendet werden.


Als Fallbeispiel für die kombinierte Anwendung von MFA und LCA im Bereich der Kreislaufwirtschaft wird eine Untersuchung zu Materialflüssen von Seltenen Erden für den Einsatz in Nd-Fe-B-Magneten vorgestellt. Ziel ist es, den möglichen Beitrag des Recyclings zur Verringerung der Umweltauswirkungen der globalen Seltene Erden-Produktion zu bewerten. Methodische Aspekte sowie Erkenntnisse aus der Fallstudie werden diskutiert. Abschließend wird ein Ausblick auf zukünftige Forschungsfragen zur Bewertung der Ressourceneffizienz in CE gegeben.