Prof. Dr. Vera Susanne Rotter

Lebenslauf

Prof. Dr. Vera Susanne Rotter, ist seit 2003, zunächst als Juniorprofessorin, ab 2010 als Professorin, Leiterin des Fachgebietes ‘Abfallwirtschaft‘ an die Technische Universität Berlin, welches 2016 in ‚Kreislaufwirtschaft und Recyclingtechnologie‘ umbenannt wurde.

Prof. Dr. Rotters Hauptforschungsfelder sind Recycling und Kreislaufwirtschaft, produktbezogenes Recycling und Herstellerverantwortung sowie Integration von Sekundärrohstoffen in den Wertschöpfungsketten. Mit ihrem Team arbeitet sie in verschiedenen nationalen und internationalen Projektkonsortia zu Technologien und Informationsmanagement für Rückgewinnung wirtschaftsstrategischer Metalle aus komplexen Produkten und Infrastrukturen wie Elektroaltgeräte, Batterien, Photovoltaikanlagen und Altfahrzeuge. Weitere Projekte adressieren nachhaltiges Management und Kreislaufstrategien von Biomasserestfoffen im Nexus Energie und Landwirtschaft, Klimaschutz und Bodenschutz im internationalen Kontext, u.a. Vietnam und China. Prof. Dr. Rotter ist für die Ratsperiode 2016-2020 in den Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung berufen.

Verbrennung, Recycling, Dekarbonisierung? - Kunststoffe in der Kreislaufwirtschaft

Kunststoffe sind Teil eines globalen, auf fossilen Rohstoffen basierenden industriellen Produktionsnetzwerks. Sie bieten große Vorteile für tägliche Konsumgüter sowie für kohlenstoffarme Technologien wie Leichtbau für Automobiltechnologien und Hochleistungsdämmstoffe für Gebäude. Der nachhaltige Umgang mit ihnen wird jedoch zu einer globalen Herausforderung, da der Verbrauch rapide ansteigt und sie unbeabsichtigt in der Umwelt verbleiben, was beides mit erheblichen Umweltauswirkungen verbunden ist.
Trotz bestehender Gesetze und Technologien zeigen die aktuellen Daten zu Kunststoffströmen eine erhebliche Lücke in der Kreislaufwirtschaft. Hindernisse für einen schnellen Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe sind die bestehenden Strukturen der Abfallwirtschaft sowie die produkt- und materialimmanenten Eigenschaften. Um zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln, müssen eine Reihe von Randbedingungen berücksichtigt werden. Die zukünftige Treibhausgasneutralität und die damit verbundene Dekarbonisierung aller Wirtschaftsbereiche wird die Beschaffung von Kunststoffen, die petrochemischen Produktionslinien sowie die Randbedingungen für Umweltverträglichkeitsprüfungen verändern.
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) hat einen Rahmen entwickelt, um die Abfallhierarchie im Sinne einer Überbrückung der gegenwärtigen Lücke zwischen Konsum-, Produkt- und Abfallpolitik sowie der ökologischen Ausrichtung von CE-Maßnahmen zu überdenken und die bestehende Abfallhierarchie zu erweitern, indem
1.    Reduktion des gesamten RM-Inputs für Produkte, Infrastruktur und Dienstleistungen;
2.    Produktion von "CE-kompatiblen" Gütern (langlebig, schadstofffrei, materialeffizient, reparierbar, recycelbar etc;)
3.    Definition von verbindlichen Zielen zur Abfallvermeidung und Vorbereitung zur Wiederverwendung;
4.    Formulierung von Recyclingzielen und -maßnahmen auf Basis von Sekundärrohstoffqualität und sicherer Schadstoffentfrachtung.

Abbildung 1: Neue erweiterte CE-Hierarchie, vorgeschlagen vom SRU
In dieser Präsentation werden die Managementoptionen für Kunststoffe (Verbrennung, Recycling oder Dekarbonisierung) in Bezug auf die erweiterte CE-Hierarchie bewertet und die Schlussfolgerung gezogen, dass nur ein kohärentes Maßnahmenbündel auf allen Ebenen der Hierarchie den dringend benötigten Übergang herbeiführen wird.